Wieso hat eine Katze überhaupt Krallen?
Dass Katzen Krallen haben und diese in der Regel auch brauchen, sollte eigentlich bekannt sein. In der Natur sind die Krallen beispielsweise zum Fangen von Beute und zum Klettern (z.B. auf Bäume) unerlässlich.
Aber auch Wohnungskatzen erlegen damit ihre (Spielzeug)Beute und erklimmen (Kratz)Bäume.
Die Krallen bestehen, wie unsere eigenen Finger- und Fußnägel aus mehreren ganz dünnen Schichten Horn. Nach dem Kratzen und Krallenschärfen am Kratzbaum o.ä. findet man deshalb hin und wieder mal eine solche Schicht – eine sogenannte Krallenhülse.
Diese Hülse hat sich nur abgelöst, weil sie von der Katze nicht mehr benötigt wird. Man braucht sich in diesem Fall also keine Sorgen machen.
Die Katzenkrallen besitzen jedoch auch eine wunderbare Eigenschaft: Sie können je nach Bedarf eingezogen und ausgefahren werden. Dies funktioniert dank verschiedenen Bändern in den Pfoten der Katze und ist im Tierreich einzigartig.
Dieser Mechanismus dient auf der einen Seite dazu, dass die Katze beim Laufen nicht behindert wird und sich anschleichen kann. Auf der anderen Seite können sie zum Klettern oder beim Angriff ausgefahren werden und der Katze dadurch sehr nützlich sein.
Ist es nötig Katzen die Krallen zu schneiden?
Jein. Das lässt sich so pauschal leider nicht sagen. Das ist von Katze zu Katze anders und auch zwischen Vorder- und Hinterpfoten muss durchaus unterschieden werden.
Unterschied Freigänger und Wohnungskatzen
Fangen wir mal bei den Katzen mit Freigang an. Wie oben bereits erwähnt, ist es wichtig, dass Freigänger scharfe Krallen haben, weswegen man hier oft nur in Ausnahmefällen die Krallen kürzt.
Bei Wohnungskatzen hingegen wird wohl eher selten eine Maus gefangen oder an Bäumen hochgeklettert. In solchen Fällen kann man die „messerscharfen Werkzeuge“ auch gerne hin und wieder etwas kürzen.
Es geht beim Krallen schneiden nicht darum der Katze ihre Krallen zu nehmen, sondern lediglich die Spitze zu entfernen.
Unterschied Vorder- und Hinterpfoten
Tendenziell werden auch eher die Krallen an den Vorderpfoten gestutzt, da diese immer schön geschärft und gespitzt werden – durch das Kratzen am Kratzbaum, an Kratzbrettern oder eben auch am geliebten Sofa.
Du kannst dir den Prozess des Kratzens in etwa so vorstellen, wie bei einem Anspitzer für Stifte oder einem Messerschleifer.
An den Hinterpfoten geben sich die meisten Katzen Mühe, die Krallen selbst kurz zu halten, indem sie die Krallen regelmäßig abknabbern. Dadurch sind sie in der Regel auch nicht so dünn und spitz, wie die Krallen an den Vorderpfoten.
Wer schon mal beobachten konnte, wie die Katze scheinbar auf ihrer Hinterpfote rum kaute und es knacken hörte, der weiß nun: die Katze betreibt in diesem Moment Krallenpflege.
Katzen haben an ihren Vorderpfoten jeweils fünf Zehen mit Krallen, an den Hinterpfoten jedoch nur vier. Schaut man sich die Knochen an, scheint es allerdings so, als hätten Katzen früher einmal auch hinten fünf Krallen gehabt.
Katzen brauchen manchmal Unterstützung bei der Krallenpflege
In manchen Situationen kommt man allerdings auch nicht um das Krallenschneiden herum.
Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn die Katze sich eine Zeit lang nicht selbst um ihre Krallenpflege bemühen konnte. Sei es aufgrund einer Verletzung, durch eine schwere Erkrankung oder durch die Behinderung eines Trichters oder eines Verbandes an einer oder mehreren Pfoten.
Darüber hinaus gibt es noch weitere Faktoren, die dazu führen, dass man die Katze dringend im Umgang mit ihren Krallen unterstützen sollte.
Beispielsweise, wenn die Krallen nicht normal wachsen (z.B. regelmäßig einwachsen oder bei allgemeinen Fehlstellungen), wenn es aufgrund von Krankheiten häufig zu brüchigen Krallen o.ä. kommt oder wenn die Katze einfach schon zu alt ist, um sich anständig selbst darum zu kümmern.
Wann sollte man Katzen die Krallen schneiden?
Wenn man sich dafür entscheidet seiner Katze die Krallen zu schneiden, dann ist es natürlich auch wichtig zu wissen, wann man dies am besten tun sollte.
Bitte schneide deiner Katze nicht die Krallen, nur weil sie an deinen Möbeln oder der Tapete kratzt. Sollte sie dies tun, hat es vermutlich andere Gründe, wie z.B. zu wenig katzengerechte Kratzmöglichkeiten oder Langeweile.
Ein eindeutiges Indiz ist zum Beispiel das „Klackern“ beim Laufen. Es hört sich bei harten Untergründen ein wenig so an, als hätte die Katze hochhackige Schuhe an.
Aber auch wenn die Katze steht bzw. sitzt, lässt sich gut erkennen, ob die Krallen zu lang sind. Wenn die Krallen nämlich den Boden berühren, ohne dass sie ausgefahren sind, dann sollte man definitiv etwas nachhelfen.
Denn in diesem Stadium ist es auch für die Katze unangenehm, da diese falsche Fußstellung schnell zu Beschwerden beim Sitzen und Laufen führen kann.
Es gibt natürlich auch noch weitere Methoden herauszufinden, wann das Kürzen der Krallen mal wieder nötig wäre.
So zum Beispiel, wenn man sich die Katzen nach dem Raufen miteinander anschaut und sieht, dass es vermehrt zu Kratzern kommt. Oder aber, wenn man selbst auch häufiger die eine oder andere kleine Wunde vom Kuscheln oder Spielen mit den Katzen davonträgt.
Wie oft sollte man die Krallen kürzen?
Sobald wir merken, dass die Krallen unserer Katzen wieder ziemlich gefährlich und spitz geworden sind, ist es also mal wieder Zeit für eine kleine Maniküre.
Deswegen gibt es hierfür auch keinen festen Rhythmus oder eine bestimmte Zeitspanne, in der man die Krallen kürzen sollte.
Als grobe Richtlinie möchte ich dir dennoch mit auf den Weg geben, dass wir die Krallen an den Vorderpfoten ca. alle 4 – 6 Wochen kürzen und an den Hinterpfoten meist nur so 3 – 4 mal pro Jahr.
Wie oft man die Krallen der Katzen schneiden sollte, ist aber wie gesagt ganz individuell und man sollte seine Katze einfach aufmerksam beobachten und dann entsprechend handeln.
Katzenkrallen vom Tierarzt schneiden lassen
Du solltest nur bedenken, dass der Besuch beim Tierarzt für viele Katzen oftmals großen Stress bedeutet.
Vor allem, weil das Krallen schneiden eben nicht nur 1x im Jahr stattfindet und mit dem jährlichen Routine-Check-Up erledigt werden kann, sondern im Zweifel alle paar Wochen oder Monate anfällt.
Am angenehmsten für die Katze ist es natürlich, wenn das Krallen schneiden gemacht wird, wenn sie eh aufgrund einer anderen notwendigen Behandlung oder Operation in Narkose gelegt wird. Allerdings kommt das ja auch (hoffentlich) nicht wirklich häufig vor.
Es ist also wirklich eine Überlegung wert, das Ganze einfach selbst in die Hand zu nehmen. So erspart man der Katze den Stress und sich selbst die (wenn auch niedrigen) Kosten, sowie den Fahrtweg und die Zeit im Wartezimmer.
Mit Hilfe von Clickertraining bzw. Medical Training kannst du das Krallen schneiden auch super gut kleinschrittig üben, damit deine Katze dabei stets entspannt bleibt.
Wenn dich das Thema näher interessiert, dann kann ich dir dafür den Medical Training Kurs* von Chris nur ans Herz legen. Damit lernst du die Basics von Medical Training (z.B. Transportboxtraining oder entspannt und freiwillig Tabletten nehmen) und bekommst sogar noch 3 Monate Zugriff auf ihren Clicker Cat Club, indem es jeden Monat ein anderes Medical Training Fokusthema gibt. Schau dir also gerne mal ihren Onlinekurs* an.
Wie du die Krallen deiner Katze selber schneiden kannst
Das Kürzen der Katzenkrallen selbst zu übernehmen ist eigentlich gar nicht so schwierig. Zumindest insofern deine Katze einigermaßen mitmacht.
Du benötigst dafür lediglich folgende Dinge:
- deine Katze
- eine Krallenschere
- Leckerlis
- ggf. eine zweite Person
Bitte besorge dir wirklich eine geeignete Krallenschere und versuche nicht die Krallen mit einer normalen Nagelschere oder einem Nagelknipser für uns Menschen zu schneiden.
Diese Dinge sind auf unsere Finger- und Fußnägel ausgelegt, die jedoch viel weicher und dünner sind. Wenn du solche „Werkzeuge“ für deine Katze nutzt, kann es sehr schnell passieren, dass die Krallen splittern oder du sogar die Katze verletzt und das wollen wir auf keinen Fall!
Was beim Kürzen der Krallen zu beachten ist
Du kannst dir das Krallenschneiden eigentlich genauso vorstellen, wie wenn du dir selbst die Finger- oder Fußnägel schneidest. Es wird nicht der komplette Nagel wegeschnitten, sondern nur der obere Teil, in dem weder Nerven- noch Blutbahnen verlaufen.
Wo genau die Nervenbahnen langlaufen, kann man bei hellen Katzenkrallen in der Regel ganz gut erkennen, denn es schimmert rosa durch. Bei dunklen Katzenkrallen gestaltet sich das Ganze schon etwas schwieriger. Hier muss ganz genau geschaut werden, damit nichts verletzt wird.
Halte die Kralle einfach gegen das Licht oder leuchte mal mit einer Taschenlampe durch. Dann kann man den rosa Teil im Inneren der Kralle eigentlich sehr gut erkennen und weiß genau, bis wohin man kürzen kann.
Vorbereitungen treffen
Bevor es ans Krallenschneiden geht, sollte die Katze auf jeden Fall entspannt sein und nicht total aufgeregt oder gestresst.
Am besten ist sie satt, ausgelastet und im besten Fall hat sie sich gerade irgendwo ganz entspannt lang gemacht und will etwas dösen. Denn dann ist das Krallenschneiden für alle Beteiligten am entspanntesten.
Falls sich deine Katze nicht ganz entspannt beim Dösen die Krallen kürzen lassen möchte, dann kannst du sie auch auf den Arm nehmen und ihr so die Krallen schneiden.
Bedenke allerdings immer, dass jede Katze unterschiedlich ist und sich somit auch die Herangehensweise beim Krallenschneiden unterscheidet.
Für beide Methoden gilt jedoch: nur so lange die Krallen schneiden, wie die Katze es auch einigermaßen entspannt zulässt.
Sollte die Katze anfangen unruhig zu werden oder die Pfote ständig wegziehen, dann mach lieber eine Pause und versuch es später oder an einem anderen Tag nochmal. Außerdem ist die Verletzungsgefahr beim Zappeln auch viel höher, da man nicht mehr sicher und präzise schneiden kann.
Generell ist es einfach super wichtig auf die Gefühle und Reaktionen der Katze zu achten. Die Katze soll das Krallenschneiden auf keinen Fall als etwas Negatives und Beängstigendes abspeichern.
Schritt-für-Schritt Anleitung
So gehst du am besten vor, wenn du deiner Katze selbst die Krallen schneiden möchtest:
Schritt 1: Pfote der Katze in die Hand nehmen und in der Mitte vorsichtig Druck ausüben, sodass die Krallen ausgefahren werden und gut sichtbar sind.
Schritt 2: Krallenschere im rechten Winkel zur Kralle halten und die Kralle durch die Öffnung stecken. Die Pfote dabei gut festhalten, damit die Katze sie nicht wegzieht und du sie aus Versehen verletzt.
Schritt 3: Vorsichtig, aber gezielt die Spitze der Kralle abtrennen und darauf achten, dass noch mindestens 2 – 3 mm Platz zu den Gefäßen und Nerven ist.
Schritt 4: Nach und nach die Schritte 1 – 3 für alle Krallen und Pfoten wiederholen.
Wenn du am Anfang unsicher bist, dann kannst du es dir die Handhabung auch einfach einmal von deinem Tierarzt zeigen lassen und das Krallen schneiden anschließend selbst übernehmen.
Das Krallenschneiden positiv abschließen
Genauso, wie man durch unsicheres und falsches Verhalten eine negative Prägung erreichen kann, so kann man das Krallenschneiden auch mit etwas Positivem verknüpfen.
Um diesen Effekt zu erzielen ist es wichtig die Katze am Ende (oder gerne auch zwischendurch) ordentlich mit Leckerlis und Streicheleinheiten zu belohnen.
Wenn alle Krallen gekürzt sind und die Katze nicht gerade in Schlummer-Stimmung ist, dann kann auch nochmal ausgiebig gespielt werden.
Ganz egal, wofür man sich entscheidet, die Hauptsache ist, dass die Katze die ganze Prozedur mit etwas Positivem verbindet und es beim nächsten Mal gerne wieder macht. Schließlich gibt’s hinterher ja auch eine tolle Belohnung.
Unsere Erfahrungen
Flash hat kein Problem damit, wenn man seine Pfote anfasst und ein bisschen festhält. Deswegen können wir ihm auch gut die Krallen kürzen, wenn er entspannt irgendwo rumliegt (insofern er nicht auf seinen Pfoten liegt). Vor allem wenn man ihn nebenbei noch etwas krault, klappt das meistens ohne Probleme.
Luke jedoch mag es generell nicht, wenn man seine Pfoten anfasst und festhalten geht im Alltag schon mal gar nicht. Das Schneiden der Krallen funktioniert bei ihm jedoch super, wenn eine Person ihn kurz auf den Arm nimmt und jemand anders dann einfach schnell hintereinander weg die Krallen kürzt.
Nala hingegen ist da so unser kleines Problemkind. Sie mag es nicht so gerne, wenn man sie auf den Arm nimmt und sie steht auch meistens direkt auf, wenn man zum Kuscheln auf sie zukommt. Dies macht ein Krallen schneiden beim Dösen natürlich fast unmöglich.
Deshalb versuchen wir es dennoch meistens mit der „auf den Arm nehmen“-Methode, auch wenn es nicht immer klappt oder nur die Krallen an einer Pfote pro Durchgang gekürzt werden können.
Wie gewöhne ich meine Katze ans Schneiden der Krallen?
Jetzt bleibt natürlich noch die Frage offen, wie man die Katze an diese Routine gewöhnen kann, wenn sie anfangs nicht ganz so kooperativ sein sollte.
Grundsätzlich kann überhaupt erstmal das Pfote anfassen geübt werden. Dazu zum Beispiel beim Kuscheln immer mal wieder über die Pfote streicheln, sie in die Hand nehmen, festhalten oder auch mal auf den Ballen drücken und die Krallen ausfahren.
Alles ganz ungezwungen und in entspannter Atmosphäre. So als wäre es Teil der Schmuseeinheit.
Alternativ kann man das Ganze auch mit Hilfe des Clickertrainings bzw. Medical Trainings üben. Trainiert werden könnte hier beispielsweise Pfötchen geben, anschließend Pfote festhalten und zum Schluss das Krallenschneiden als solches.
Das braucht natürlich alles so seine Zeit. Deswegen empfehle ich so früh wie möglich mit dem „Training“ zu beginnen und die Katze von klein auf daran zu gewöhnen.
Der Medical Training Kurs* von Chris kann dir den Einstieg ins Training erleichtern, sodass auch das Krallenschneiden im Laufe der Zeit ein Klacks für dich und deine Katze wird.
Fazit
Um nun nochmal auf die ursprüngliche Frage „Sollte ich meiner Katze die Krallen schneiden – ja oder nein?“ zurückzukommen: Ich persönlich bin einfach ein Freund davon den Katzen ab und zu die Krallenspitzen zu schneiden.
Vor allem, wenn es sich um reine Wohnungskatzen handelt, wie es bei uns der Fall ist. Allein schon aus dem Grund, dass die Anzahl der Kratzer und Verletzungen stark reduziert wird.
Wichtig ist mir dabei nur, dass nicht zu viel von der Kralle abgeschnitten wird, damit auch weiterhin gut geklettert und „Beute“ erlegt werden kann.
Es muss aber letztendlich jeder für sich und seine Katzen selbst entscheiden. Schließlich gibt es genügend Katzen, die durchaus sehr vorsichtig mit ihren Krallen umgehen. Dann ist das Schneiden nicht unbedingt notwendig.